Gute Minen, gute Marken
Johann Froescheis Lyra Bleistift Fabrik GmbH & Co. KG
19.04.2021
Wirtschaftsforum: Herr Raum, Lyra ist Nürnbergs älteste Bleistiftfabrik und eine der ältesten Europas. In Mittelfranken ballt sich die Bleistiftindustrie, hier sind die renommiertesten Anbieter zu finden. Was hebt Lyra vom Wettbewerb ab?
Tobias Raum: Lyra wurde 1806 gegründet, blickt damit auf eine sehr lange Tradition zurück, ist gleichzeitig innovativ und aufgeschlossen, was sich an einem Portfolio zeigt, das kontinuierlich ausgebaut wurde. Lyra begleitet Menschen von den ersten Malversuchen als kleines Kind bis zum eigenen künstlerischen Schaffen als Erwachsener. Der Name ist einfach ein Qualitätsversprechen.
Wirtschaftsforum: 1806 als klassischer Handwerksbetrieb gegründet, mittlerweile Teil der italienischen Fila-Gruppe. Wie ist Lyra heute aufgestellt?
Tobias Raum: Seit 2008 sind wir Teil der mailändischen Fila-Gruppe, einem erfolgreichen Hersteller aus dem Bereich Schul- und Kindergartenbedarf, der durch neue Marken und Produktionsstandorte stark expandiert. Mit der Lyra-Übernahme war der Einstieg auf den deutschen Markt verbunden; unser Know-how und der deutsche Produktionsstandort passen hervorragend zur Fila-Philosophie.
Wirtschaftsforum: Was genau bedeutet die Zugehörigkeit zur Gruppe für Lyra?
Tobias Raum: Als deutsche Niederlassung haben wir unseren Produktions- und Vertriebsstandort in Nürnberg und richten einen besonderen Fokus auf holzgefasste Stifte. Wir sind für den deutschen und österreichischen Markt verantwortlich und vertreiben alle Produkte der Gruppe. Das heißt, Produkte aus den Bereichen Schul- und Kindergartenbedarf, Kunstbedarfhandel und Industrielles Markieren und Signieren.
Wirtschaftsforum: Wie lässt sich Lyra in Zahlen ausdrücken und gibt es so etwas wie ein Signature-Produkt?
Tobias Raum: In Nürnberg sind 86 Mitarbeiter tätig, der Umsatz liegt bei etwa 26 Millionen EUR. Wir haben allein elf Außendienstmitarbeiter für Deutschland und Österreich, die direkte Kundenkontakte sicherstellen. Ein Lyra-Markenzeichen sind ohne Zweifel unsere Dickkernstifte für Kindergartenkinder; Stifte mit einer bruchsicheren, 6,3 mm dicken Mine. Gemeinsam mit dem Kindergartenbedarfshandel haben wir 1996 die Dreiflächigkeit entwickelt – ein weiterer Meilenstein. Die Marken ‘Ferby’ und ‘Superferby’ sind bis heute echte Klassiker. Diesen Status haben auch unsere ‘Farbriesen’, hexagonale Farbstifte.
Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Produkthighlights?
Tobias Raum: Groove-Stifte sind heute Bestseller; als sie auf den Markt kamen stellten sie einen vollkommen neuen Ansatz dar. Es sind dreiflächige Stifte mit Vertiefungen in der Holzoberfläche. Die Griffmulden sind ergonomisch angebracht, sodass der Stift automatisch richtig in der Hand liegt, egal, wo er gehalten wird und ob Links- oder Rechtshänder. Groove ist in drei Versionen erhältlich, als ‘Triple One’, mit weicher Mine für ganz kleine Kinder ist er gleichzeitig Wachsmal-, Aquarell- und Farbstift, als ‘Jumbo’ kommt er mit dickerer Mine daher und ist ideal für den Einstieg in die Schule, der ‘Slim’ ist schließlich ein normaler Buntstift mit 3-mm-Mine und hochpigmentiert. Nicht zuletzt führen wir mit der ‘Rembrandt’-Reihe eine hervorragend selektierte Künstlerlinie mit nicht-wasservermalbaren Polycolor-Stiften, Aquarellstiften, monochromen Stiften zum Zeichnen und Skizzieren und hochwertigen Bleistiften der Reihe ‘Art Design’. Als Vollsortimenter sind wir damit auch im Kunstbereich gut aufgestellt.
Wirtschaftsforum: Die Breite des Angebots ist eine Stärke von Lyra und der Gruppe insgesamt. Was sind für Sie weitere Erfolgsfaktoren?
Tobias Raum: Sämtliche Marken der Gruppe haben eine lange Tradition. Fila vertreibt rund 14.000 Artikel und das Gros wird selbst produziert. Dass alle Produkte in einer Hand liegen, ist ein Alleinstellungsmerkmal. Der Endverbraucher bekommt immer ein absolutes Qualitätsprodukt – und das während aller Lebensphasen. Wir agieren auf einem umkämpften Markt, aber über Qualität erreicht man die Bindung zum Kunden. Viele Endverbraucher halten unserer Marke die Treue, schätzen einfach die konstante Qualität.
Wirtschaftsforum: Sie erwähnten den umkämpften Markt. Wie sieht vor diesem Hintergrund die Zukunftsstrategie des Unternehmens aus?
Tobias Raum: Auch in Zukunft werden wir von den Stärken der Gruppe profitieren. Seit 2018 gibt es nahe Lyon ein europäisches Zentrallager, wo sämtliche Artikel eingelagert sind. Prozesse konnten so effizienter und unkomplizierter gestaltet werden. Heute bekommen Kunden mit einer einzigen Bestellung und einer Lieferung alles aus einer Hand, was außergewöhnlich ist. Ein großes Zukunftsthema wird Nachhaltigkeit auf allen Ebenen sein. Wir arbeiten gerade an der ISO 14001 Zertifizierung, reduzieren Nachhaltigkeit aber nicht auf ökologische Aspekte, sondern sehen sie ganzheitlicher. Nachhaltige Kunden- und Mitarbeiterbeziehungen sind uns extrem wichtig. Wir haben viele langjährige Mitarbeiter bei uns, die hier schon ihre Ausbildung gemacht haben. Insgesamt blicken wir positiv nach vorn. Viele Menschen haben sich in der Pandemie dem kreativen Gestalten zugewandt. Das wird sich auch langfristig nicht ändern. Je technisierter die Welt ist, umso mehr Ausgleich braucht der Mensch.
Johann Froescheis Lyra Bleistift Fabrik GmbH & Co. KG
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